30.5.12

Begegnung



Begegnung

Es kam rein ohne zu klopfen,
aber die Tür war eben zu,
Sah mich an, als wollte er sagen:
"Ich bin es doch, du!

Wir kennen uns seit Anbeginn,
seitdem die Bilder sprechen lernten,
Ich bin das Bett, in dem du liegst,
dein Spiegelbild am Anfangsende.

Der Widerhall aus der Ferne,
Dein bester Freund in Agonie,
Die wahre Nuss in deinem Kern,
Deine Persiflage, die Parodie.

Wenn du weiß bist,
dann bin ich schwarz,
Bist du erweicht,
dann bin ich hart.

Lachst du, so bin ich trübe,
Weinst du, so bin ich heiter,
Bist du wach, so bin ich müde
Kannst du nicht, mache ich weiter..."

"Sei still, du Doppelsinn!
Ich bin ein Kreis ohne Tangente,
Bin ich am Leben, so sterbe ich nicht,
Wo kein Anfang , da auch kein Ende,

Du singst im Käfig dein Lied,
Ich drehe in Wasser meine Runden,
Du bist das Fleisch, ich bin Musik,
Ich bin die Zeit, du bist die Stunde.

Bist du die Kerze, bin ich das Licht,
Bist du das Holz, bin ich der Funken,
Und wenn du brennst, so leuchte ich,
Bist du Wasser, so bin ich Brunnen.

Bist du die Lippe, bin ich der Kuss,
Bist du der Fluss, bin ich die Quelle,
Bist du die Hand, bin ich der Gruß,
Bist du das Meer, bin ich die Welle.

Bist du das Feuer, bin ich der Rauch,
Bist du der Rauch, bin ich die Luft,
Bist du das Gras, bin ich der Tau,
Ich bin die Brücke, du bist die Kluft.

Du bist eine Wolke, ich bin der Wind,
Bist du die Glocke, bin ich der Klang,
Ich bin der Vater, du bist das Kind,
Bist du am Ende, so fange ich an..."





No comments:

Post a Comment